Sinkt die Zahl der
Neupriester in Österreich auf ein "Rekordtief"? Dieses Wort benutzt jedenfalls die
Nachrichtenagentur APA. Schon in den letzten Jahren habe sich, so die APA, die Zahl
der Priesterweihen in Österreich auf niedrigstem Niveau eingependelt. Während sich
im Jahr 2005 aber immerhin noch 32 Männer zu diesem Schritt entschlossen, seien es
dieses Jahr - laut vorläufigen Angaben der Diözesen - gerade noch 14 neue Diözesan-
und elf neue Ordenspriester. "Den größten Zuwachs kann die Erzdiözese Wien mit
fünf Diözesan- und drei Ordenspriestern verbuchen. An zweiter Stelle rangiert Graz-Seckau,
wo der zuständige Bischof Egon Kapellari fünf Kandidaten die Hand auflegen wird. Zwei
kommen aus dem diözesanen Priesterseminar, drei aus einem Orden. In Salzburg werden
vier Anwärter geweiht, zwei von ihnen für die Erzdiözese Salzburg". "Mit diesen
25 Neuzugängen", so die Agentur, "hat die Gesamtsumme der Priesterweihen einen historischen
Tiefstand erreicht. Gleich geblieben ist gegenüber dem Vorjahr zwar die Zahl der diözesanen
Neupriester (14), die Priesterweihen im Ordensbereich haben sich aber von 18 auf elf
reduziert." Der Sprecher der derzeit in Mariazell tagenden österreichischen Bischofskonferenz,
Erich Leitenberger, widersprach jetzt aber der Nachrichtenagentur. Und von Mariazell
aus meinte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn: "Das Problem ist nicht
der Mangel an Priester- und Ordensberufungen; die gibt es nach meiner Überzeugung
so zahlreich wie eh und je. Das Problem ist das kirchliche und gesellschaftliche Klima,
das Berufungen begünstigt oder eben nicht. Solange es in unseren Familien eine Katastrophenmeldung
ist, wenn ein Mädchen ins Kloster gehen will oder ein junger Mann an den Priesterberuf
denkt, wird es natürlich sehr schwierig sein für junge Menschen, eine solche Berufung
auch durchzuhalten. Schönborn äußerte sich am Rand der Vollversammlung der österreichischen
Bischöfe. Diese tagen derzeit in Mariazell - erstmals gemeinsam mit den ungarischen
Bischöfen. Der ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, äußerte sich heute ebenfalls
zum Thema Priestermangel. Er merkte an: "Man muß auch eine gewisse gesellschaftliche
Änderung wahrnehmen, dass nämlich früher die meisten Berufungen aus den Dörfern kamen,
mittlerweile dagegen aus den Städten, oft aus Intellektuellen-Familien. Oft sind die
neuen Bewerber auch schon dreißig Jahre alt und haben das Studium hinter sich sowie
Erfahrung in einem zivilen Beruf. Das ist ja auch etwas sehr Positives!"
Die
weiteren Audio-Töne in unserem Beitrag sind vom Sprecher der österreichischen Bischofskonferenz,
Erich Leitenberger.